Geschichte der Europa-Union Berlin

Langer Weg zur Anerkennung

von Manuel Knapp (knapp(at)europa-union-berlin.de)

Am 23. April 1949 herrschte in Berlin kühles und wechselhaftes Wetter. Mit Temperaturen von etwa 12 °C sowie vereinzelten leichten Niederschlägen vermittelte der Tag eine gedämpfte Atmosphäre. An diesem grauen Frühlingstag trafen sich die alliierten Stadtkommandanten im Gebäude der Alliierten Kommandantur in der Kaiserswerther Straße 16/18 in Berlin-Dahlem.

Im Saal herrschte gespannte Stille, als General Bourne (Großbritannien), General Howley (USA), General Kotikov (UdSSR) und General Ganeval (Frankreich) ihre Plätze einnahmen. Die Tagesordnung war klar: Heute sollte erneut über die Lizenzierung der Europa-Union Berlin entschieden werden. Die Gründung der Europa-Union Deutschland erfolgte bereits 1947, und auch in Berlin schlossen sich Ehrenamtliche zur Aufnahme der Europa-Arbeit zusammen. Ohne offizielle Zustimmung der Kommandantur konnte die Vereinsarbeit in Berlin jedoch nicht beginnen. Diese Frage war bereits am 25. Mai 1948 diskutiert worden, doch damals hatten die Gespräche keine Einigung gebracht. Der stellvertretende Stadtkommandant Oberst Jelisarow hatte damals Winston Churchill als "Kriegshetzer" bezeichnet, was die Stimmung vergiftet und einen Konsens verhindert hatte. Später wurde Jelisarow im Neuen Deutschland, dem Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), zitiert:

"Was das politische Wesen der 'Europa-Union' anbetrifft, so gehört dieser Bund der gleichnamigen Organisation an, die von dem Kriegsbrandstifter Winston Churchill inspiriert wird und einen neuen Krieg vorbereitet. Die 'Europa-Union' ist eine volksfeindliche, reaktionäre Organisation, die sich bemüht, einen westlichen imperialistischen Block gegen die friedliebenden Völker Europas zu bilden." Das Neue Deutschland schrieb weiter: "Der sowjetische Vertreter forderte, die Tätigkeit der 'Europa-Union' in den westlichen Sektoren Berlins sofort zu verbieten. Auf Beharren der sowjetischen Delegation wurde ein Brief an den Magistrat geschickt, wonach die 'Europa-Union' in Berlin nicht zugelassen wird. Im Übrigen besteht keine Gewähr dafür, dass dieser Beschluss der Alliierten Kommandantur in den westlichen Sektoren Berlins durchgeführt wird, da die Tätigkeit der 'Europa-Union' dort Beschützer unter den einflussreichen militaristischen Kreisen besitzt." (Neues Deutschland, 27.5.1948)

Zurück in das Jahr 1949, in dem die erneute Beratung so oder so ähnlich stattgefunden haben könnte. Die Spannung im Raum war greifbar, als General Bourne das Wort ergriff. "Meine Herren, es liegt erneut der Antrag der Europa-Union vor uns. Lassen Sie uns hoffen, dass wir heute eine Lösung finden können."

General Howley nickte zustimmend und fügte hinzu: "Die Idee eines vereinten Europas ist angesichts unserer jüngsten Geschichte von größter Bedeutung. Wir müssen den Weg für friedliche Zusammenarbeit ebnen."

General Kotikov blickte ernst in die Runde. "Die Vergangenheit darf nicht die Zukunft bestimmen. Ich hoffe, dass wir heute einen Schritt in Richtung Verständigung machen können."

General Ganeval, der zuletzt sprach, erinnerte an die Notwendigkeit der Einigkeit: "Unsere Aufgabe ist es, den Berlinern Hoffnung zu geben. Ein vereintes Europa könnte ein Symbol des Friedens und der Stabilität sein."

Nach intensiven Diskussionen wurde schließlich eine Entscheidung getroffen. Mit einer Mehrheitsentscheidung, bei der sich der sowjetische Vertreter enthielt, wurde die Lizenzierung der Europa-Union beschlossen und in Anordnung BK/O (49) 79 festgehalten. Der Beschluss markierte einen bedeutenden Moment in der Geschichte Berlins und Europas.

Als der Abend hereinbrach und der leichte Regen gegen die Fenster prasselte, verließen die Stadtkommandanten das Gebäude. Sie hatten den Weg für die Teilhabe der Berliner Zivilgesellschaft am Wiederaufbau Europas geebnet. Die Europa-Union, die nun offiziell anerkannt war, konnte ihre Arbeit aufnehmen und die Vision eines friedlichen und föderalen Europas weiterverfolgen.

Draußen war es kühl und die Dunkelheit brach herein, doch in den Herzen jener, die an diesem Tag auf eine positive Haltung der Alliierten Kommandantur gehofft hatten, glomm ein Funken Hoffnung. Die Gründung der Europa-Union Berlin war ein kleiner, aber bedeutender Schritt auf dem Weg zu einem friedlichen und vereinten Europa. Die offizielle Gründung sollte am 20. Juli 1949 erfolgen. Die Aktivitäten des Vereins wurden in den folgenden Jahren als besondere Ereignisse in der offiziellen Senats-Chronik, der "Schriftenreihe zur Berliner Zeitgeschichte", hier: "Ringen um Einheit und Wiederaufbau 1948-1951", aufgenommen.